Ich verstricke LANG Jawoll magic mit Nadel 4
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Dienstag, 30. Dezember 2014
Adventskalenderschal 2014 - angestrickt
Ich verstricke LANG Jawoll magic mit Nadel 4
Freitag, 26. Dezember 2014
Kanoko Babyhosen
Am letzten Freitag sahen mein Mann und ich einen Beitrag im Schweizer Fernsehen über das Atelier von Madame Tricot. Sie strickt einfach alles, das heisst zum Beispiel hat sie in einer ehemaligen Metzgerei ein Museum eingerichtet. Es sieht aus wie in einer echten Metzgerei nur ist einfach alles gestrickt Fleisch, Salami usw. Schaut mal vorbei: Madame Tricot
Während der Sendung sagte ich noch zu meinem Mann, "es sieht ja wirklich alles ganz toll aus, eine tolle Handarbeit, aber was bringt das?"
Also ehrlich!! ICH stricke lieber für Charity oder Sachen zum Anziehen...
und das hab ich wieder getan, Die Kanoko Hosen von Yumiko Sakurai sind fertig. Die Anleitung ist englisch, aber mit Hilfe der Übersetzungslisten war das sogar für mich sehr einfach.
Es sollte Grösse 9 - 18 Monate sein, wobei ich mir nicht so sicher bin, ob die Grösse stimmt. Ich weiss nicht, ob die Hosenbeine nicht doch zu kurz sind. Da die Hose von oben gestrickt wird, könnte ich die Beine immer noch verlängern. Ich hab Sockenwolle doppelt mit Nadel 4 verstrickt.
Während der Sendung sagte ich noch zu meinem Mann, "es sieht ja wirklich alles ganz toll aus, eine tolle Handarbeit, aber was bringt das?"
Also ehrlich!! ICH stricke lieber für Charity oder Sachen zum Anziehen...
und das hab ich wieder getan, Die Kanoko Hosen von Yumiko Sakurai sind fertig. Die Anleitung ist englisch, aber mit Hilfe der Übersetzungslisten war das sogar für mich sehr einfach.
Es sollte Grösse 9 - 18 Monate sein, wobei ich mir nicht so sicher bin, ob die Grösse stimmt. Ich weiss nicht, ob die Hosenbeine nicht doch zu kurz sind. Da die Hose von oben gestrickt wird, könnte ich die Beine immer noch verlängern. Ich hab Sockenwolle doppelt mit Nadel 4 verstrickt.
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Sonntag, 21. Dezember 2014
4. Advent
Zurzeit stricke ich diese Babyhose Kanoko Pants für Grösse 9 - 18 Monate. Die Anleitung ist englisch, aber mit Hilfe dieser Übersetzungslinks schaff das sogar ich. Ich verstricke Sockenwolle 4-fach, nehme sie aber doppelt und stricke mit Nadelstärke 4.
Bei Lavendelhexe hab ich das Rezept für die leckeren Schoko-Marziankekse gefunden. Ich muss gestehen, die sind richtig gut - so gut, dass ich schon welche nach gebacken habe... Das alte Geschirrtuch hab ich vor gefühlt 100 Jahren selbst bestickt.
Wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern einen schönen 4. Advent oder wer's nicht so mit Weihnachten hat, einfach einen wunderschönen Tag.
Ich war heute mit meinem Mann am Basler Weihnachtsmarkt. Dort hat ein Kind ganz laut gesagt: "Wenn die 5. Kerze brennt - Hast du Weihnachten verpennt"! Wir mussten grad lachen...
Nicht vergessen, bald fängt dieser Kal hier an: Stichtag: 26. Dezember. Die Anleitung kostet nun 6.50 Euro.
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Mittwoch, 17. Dezember 2014
2 Paar Babyfinkli (Anleitung) und eine Frühchendecke
Ich hab wieder Babyfinkli in zwei verschiedenen Grössen nach eigener Anleitung gestrickt. Dieses Mal hab ich Catania Garn verwendet und mit Nadel 3,5 gestrickt.
Babyfinkli
Grösse A, Fusslänge ca. 7 cm, Grösse: bis zirka 2 Monate
Anschlag: 26 Maschen mit Nadel 3 oder 3,5 (jeweils am Anfang eine Randmasche stricken)
Rückreihe rechts stricken = (1. Rippli)
2. Rippli 3. Reihe rechts, aus der 2./ aus der 13./ aus der 14./ aus der 24. Masche
jeweils 1 Masche herausstricken = 30 Maschen
jeweils 1 Masche herausstricken = 30 Maschen
4. R. und alle geraden Reihen (Rückseite) rechts stricken
3. Rippli 5. R. rechts, aus der 3./ aus der 14./ aus der 17./ aus der 27. M = 34 M
3. Rippli 5. R. rechts, aus der 3./ aus der 14./ aus der 17./ aus der 27. M = 34 M
4. Rippli 7. R. rechts, aus der 4./ aus der 15./ aus der 20./ aus der 30. M = 38 M
5. Rippli 9. R. rechts, aus der 5./ aus der 16./ aus der 23./ aus der 33. M = 42 M
6. Rippli 11. R. rechts, aus der 6./ aus der 17./ aus der 26./ aus der 36. M = 46 M
jeweils 1 Masche herausstricken
15. - 22 Reihe = 4 Rippli eventuell mit Kontrastfarbe rechts stricken
23. Reihe Grundfarbe 28 M rechts stricken, dann die 1. M re abheben, die 2. M stricken und die erste drüber ziehen, wenden
24. R. die erste Masche abheben dann 10 M rechts stricken, 2 M links(!) zusammenstricken, wenden
oder auf der Rückseite die 10 Maschen jeweils links stricken, 2 M links zusammenstricken, wenden
Die Reihen 23 und 24 wiederholen, bis Du nur noch 10 Maschen an den Seiten hast. = Total 32 Maschen
Dann 8 Reihen (= 4 Rippli) über alle Maschen rechts stricken. Damit du beim Übergang (Fussrist) kein Loch hast, habe ich 2 Maschen zusammengestrickt und am Ende der Reihe wieder eine Masche aus dem Querfaden herausgestrickt.
Die Lochreihe: Randmasche, 1 Umschlag, 1 überzogenes Abnehmen stricken usw. Rückreihe rechts stricken, dann nochmals 8 Reihen (4 Rippli) eventuell im Farbwechsel stricken, alle Maschen abketten, Nähte schliessen.
2 zirka 50 cm lange Bändeli häkeln.
2 zirka 50 cm lange Bändeli häkeln.
Am Schluss hab ich mit Effektgarn eine Reihe feste Maschen am oberen Rand gehäkelt.
Anleitung siehe nachstehend:
Babyfinkli
Grösse B, Fusslänge ca. 9 cm, Grösse: bis ca. 6 Monate
Anschlag: 30 Maschen mit Nadel 3 oder 3,5 (jeweils am Anfang eine Randmasche stricken)
Rückreihe rechts stricken = (1. Rippli)
2. Rippli 3. Reihe rechts, aus der 2./ aus der 15./ aus der 16./ aus der 29. Masche
jeweils 1 Masche herausstricken
jeweils 1 Masche herausstricken
4. R. und alle geraden Reihen (Rückseite) rechts stricken
3. Rippli 5. R. rechts, aus der 3./ aus der 16./ aus der 19./ aus der 32. M = 38 M
3. Rippli 5. R. rechts, aus der 3./ aus der 16./ aus der 19./ aus der 32. M = 38 M
4. Rippli 7. R. rechts, aus der 4./ aus der 17./ aus der 22./ aus der 35. M = 42 M
5. Rippli 9. R. rechts, aus der 5./ aus der 18./ aus der 25./ aus der 38. M = 46 M
6. Rippli 11. R. rechts, aus der 6./ aus der 19./ aus der 28./ aus der 41. M = 50 M
7. Rippli 13. R. rechts, aus der 7./ aus der 20./ aus der 31./ aus der 44. M = 54 M
jeweils 1 Masche herausstricken
jeweils 1 Masche herausstricken
15. - 26 Reihe = 6 Rippli mit Kontrastfarbe rechts stricken
27. Reihe Grundfarbe 32 M rechts stricken, dann die 1. M re abheben, die 2. M stricken und die erste drüber ziehen, wenden
28. R. die erste Masche abheben dann 10 M rechts stricken, 2 M links(!) zusammenstricken, wenden
oder auf der Rückseite die 10 Maschen jeweils links stricken, 2 M links zusammenstricken, wenden
Die Reihen 27 und 28 wiederholen, bis Du nur noch 12 Maschen an den Seiten hast. = 36 Maschen
Dann 10 Reihen (= 5 Rippli) über alle Maschen rechts stricken. Damit du beim Übergang (Fussrist) kein Loch hast, habe ich 2 Maschen zusammengestrickt und sofort wieder eine Masche aus dem Querfaden herausgestrickt.
Die Lochreihe: Randmasche, 1 Umschlag, 1 überzogenes Abnehmen stricken usw. Rückreihe rechts stricken, dann nochmals 12 Reihen (6 Rippli) eventuell im Farbwechsel stricken, alle Maschen abketten, Nähte schliessen.
2 zirka 50 cm lange Bändeli häkeln.
2 zirka 50 cm lange Bändeli häkeln.
Januar 2014, Copyright Schäfchen Silvia
Auf meinem Blog gibt es auch noch eine weitere Grösse für Babyfinkli, aber die ist mir fast zu gross, Fusslänge 12 cm
und dann hab ich wieder einmal eine Frühchendecke im Stairway Muster gestrickt Masse: 50 x 50 cm
Dienstag, 16. Dezember 2014
Juhui - ich hab gewonnen!
Ich hab gestern im Adventskalender im Strickclub ein tolles Strickbuch Stricken à la Carte 2 gewonnen. Freu mich ganz toll!!!
Für Euch hab ich ein paar interessante Links gefunden:
viele Anleitungen
Ente gestrickt (englisch)
Zickzack Schal deutsch und englisch
Bedarfslisten für Charity-Handarbeiten
Mr. Bean Teddy
Für Euch hab ich ein paar interessante Links gefunden:
viele Anleitungen
Ente gestrickt (englisch)
Zickzack Schal deutsch und englisch
Bedarfslisten für Charity-Handarbeiten
Mr. Bean Teddy
Donnerstag, 11. Dezember 2014
Socken für mich
Als ich das Heft SOCKEN WOLLNESS FÜR DIE FÜSSE Nr. 29 gesehen habe, wusste ich, die Titelbildsocken muss ich haben! Das Strickmuster sieht vielleicht etwas kompliziert aus, aber mit der Zeit ging es sogar ohne Anleitung...
Ich hab aber nur 60 Maschen für Grösse 37 angeschlagen und mit Nadel 3 Fabelwolle verstrickt.
Übrigens: sonst mag ich ja keine Löchersocken, aber DIE mussten es sein!!!
Hier noch ein paar tolle Links:
warme Kindermütze
diverse Sachen
diverse Strickmuster
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Samstag, 6. Dezember 2014
Die etwas andere Weihnachtsgeschichte oder Koordis Rückkehr aus der Unterwelt
Einleitung:
Wie aus einer Idee eine Geschichte entstand
Eigentlich wollte mein Mann nur unseren Vorgarten anders
gestalten. Der Garten sollte pflegeleicht und nachhaltig werden, etwas mit
Steinen oder so. Dann besuchten wir in Basel den Cyclope, wo wir die
Schrottwerke von Cicolupo Art Company bewunderten. Die Idee war geboren; mein Mann war von nun an alle Tage auf Schrottsuche. Es entstanden in zirka 60
Arbeitsstunden und aus 200 Kg Schrott Koordi und Claudette. Das Projekt war
damit noch nicht zu Ende. Wie Ihr seht, ist daraus noch eine
Weihnachtsgeschichte entstanden.
Auch diese
Weihnachtsgeschichte wird die Welt nicht in einem grossen Ausmass verändern und
auch das „Mahnmal“ von Koordi und Claudette wird es nicht.
Wir möchten aber die Gelegenheit in diesen
besinnlichen Tagen nutzen, um Euch unsere Gedanken, die wir über das vergangene
Jahr gesammelt haben, in Form dieser kleinen Geschichte zu erzählen.
Alle in dieser Geschichte. geschilderten
Handlungen und Personen sind frei
erfunden.
Ähnlichkeiten aus dem realen Leben wären somit rein
zufällig.
Herzlichen Dank an:
No Mercy Racing,
Friedrich Auto Elektrik AG, Phoenix Basel AG, Blum Moto, Roda Mot, Te Me B
GmbH,
Herr M. Semadeni, Herr T. Older
Herr M. Semadeni, Herr T. Older
Er hatte Glück! Er wurde zum richtigen Zeitpunkt, am
richtigen Ort, mit den besten Voraussetzungen für ein erfülltes Leben geboren.
Er, Konrad Otto Remigius Dietrich, kam
als viertes Kind einer Kleinbasler Industriellenfamilie auf die Welt.
Wohlbehütet und stets umsorgt von seinen drei älteren Schwestern verbrachte
Konrad eine sorgenfreie Kindheit.
Auch die Eltern
taten ihr Möglichstes, um aus ihren Sprösslingen erfolgreiche Erdenbürger zu
machen. So ermöglichten sie ihren
Töchtern die Ballettschule des Basler Stadttheaters zu besuchen und Konrad
„durfte“ zu Frau Dupont, einer zirka 75-jährigen, französischen, ehemaligen
Konzertpianistin zum Klavierunterricht. Viel lieber wäre er ja nach der Schule
mit den Jungs von seiner Klasse zum Fussball spielen gegangen, aber wie Frau
Dupont immer sagte, „La vie n’est pas un bateau de plaisire“ oder „das Leben
ist kein Vergnügungsdampfer“. Schliesslich war ja
das nächste Lernziel an der kommenden Weihnacht das
Weihnachts Oratorium BWV 248 von Johann Sebastian Bach fehlerfrei zu spielen
und nicht möglichst viele Elfmeter ins Tor zu versenken.
Nach der
obligatorischen Schulzeit bekam Konrad, Dank den guten Beziehungen seines
Vaters zu einem Parteikollegen, eine Lehrstelle bei einer namhaften Schweizer
Bank. Herr Nüssli, der Seniorbuchhalter, brachte ihm nebst Kaffee kochen und
Papierkorb leeren im ersten Lehrjahr die ersten Tricks im Devisenhandel bei. Im
zweiten und dritten Lehrjahr war er in der Abteilung für Aktien und
Obligationen, dessen Leitung Herr Seppi Hackermann hatte. Konrad lernte das
Jonglieren mit bis zu sechs Aktienpaketen zusammen. Hackermann stand stets
daneben und kontrollierte die Fortschritte seines Lehrlings. Fiel Konrad ein
Aktienpaket beim Jonglieren zu Boden, lachte Hackermann lauthals, klatschte
sich mit den Händen auf die Oberschenkel und schrie: „Grounding“. Und das ganze Spiel fing von
vorne an. Diesmal allerdings mit noch mehr Aktien pro Pakete, was das
Jonglieren immer schwerer machte.
Das vierte
Lehrjahr stand ganz unter dem Motto „Investment Banking“ oder Anlageberatung.
Die Ausbildung war hart und sehr lehrreich. Konrads Personalcoatch, Herr Oskar
Dübel, führte ihn in die Geheimnisse dieser hocheffizienten Bankgeschäfte ein.
Die Kernausbildung bestand darin, Geld zu verstecken, ohne dass es andere
finden. Herr Dübel übergab Konrad also am Morgen einige Geldpakete, die er dann
im ganzen Bankgebäude so verstecken oder in der Banksprache anlegen musste,
dass sie Dübel möglichst nicht finden konnte. Konrad meisterte diese Aufgaben
immer besser, bis auf ein Mal.
Das von ihm im
Tamponeimer auf der Damentoilette versteckte Geldbündel wurde von der
Reinigungsfachfrau, Maria della Vecchia, gefunden. Diese informierte Dübel über den Fund und übergab ihm das
Geld. Konrad zahlte Dübel die Hälfte eines Monatslohns, damit war die Sache vom
Tisch. „Sie sind sehr lernfähig und werden einmal ein grosser
Investmentbanker“, grinste Dübel.
Die
Lehrabschlussprüfung bestand Konrad nicht zuletzt wegen den Herren Nüssli,
Hackermann und Dübel mit Bravur und der Note 5,9. Dies war auch der Grund,
weshalb er anschliessend an seine Lehre von der Bank einen Arbeitsvertrag mit
Boni-Beteiligung erhielt.
Als junger,
dynamischer Anlageberater im eleganten Armani-Anzug und einer Rolex Oyster
Perpetual Yacht-Master II am Handgelenk machte er auch bei den Damen mächtig
Eindruck. So auch an jenem Freitagabend in der Chilli Bar, wo er Claudette
Stächelin kennen lernte. Sie hatte kurze, schwarze Haare, eine schlanke,
sportliche Figur und auf ihrer Nase sass eine dieser dicken, braunen,
hässlichen, grossen, aber leider modernen Hornbrillen. Aber auch dieses
fürchterliche Gestell konnte ihr hübsches Gesicht nicht entstellen. Sie war ihm
sehr sympathisch. Im Weiteren stellte sich noch heraus, dass sie Jus und
Politologie studiert hatte und in einer renommierten Anwaltskanzlei, die ihrem
Vater gehörte, arbeitete. Zudem kandidierte sie noch für ihre Partei für einen
Sitz in der Kantons Regierung.
Bald schon zogen
Konrad und Claudette gemeinsam in eine 4 ½ Zimmer Eigentumswohnung, die der
Firma Stächelin & Partner gehörte. Die Wohnung war zentral gelegen mit
einem wunderschönen Ausblick von der Dachterrasse auf die Basler Altstadt und
den Rhein.
Die nächsten
paar Jahre arbeitete das Paar viel und war auch sehr erfolgreich. Konrad
übernahm die Investmentabteilung, da Dübel frühzeitig mit einer „kleinen“
Abfindung im 6-stelligen Bereich in Pension ging. Trotz einer minimalen
Rentenkürzung sollte Dübel jedoch keine finanziellen Probleme bekommen, da er
ja noch in etwa acht bis zehn Verwaltungsräten war.
Claudette musste
sich entscheiden, ob sie in Zukunft die Anwaltskanzlei ihres Vaters übernehmen
oder ob sie voll auf die Politik setzen sollte. Der Entscheid wurde ihr bei den
Regierungsratswahlen, bei der sie kandidierte, jedoch abgenommen. Sie wurde im
ersten Wahlgang gewählt. Die Gegenkandidaten, der junge Christian Bohner von
den Schweizer Freiheitskämpfern und Ursula Inäbnit von der Frauenpartei Unteres
Kleinbasel hatten nicht den Hauch einer Chance gegen Claudette.
Bei der neuen
Departements Verteilung war es daher sehr logisch, dass Frau Dr. Claudette
Stächelin das Finanzdepartement übernehmen sollte. Zudem war sie ja auch noch
Mitglied der Bankenaufsichtsbehörde und im Vorsitz der Schweizerischen Steuerbehörde. Paul
Stächelin war nicht gerade sehr erfreut, über den Entscheid seiner Tochter. Er
konnte es aber gut nachvollziehen und stand deshalb voll dahinter.
Trotz vollem
Terminkalender schafften es Konrad und Claudette immer wieder, ihre Freizeit
gemeinsam zu verbringen. So flog man öfters mal zum Shoppen übers verlängerte
Wochenende nach New York, nach Moskau oder wenn man nicht so viel Zeit hatte,
halt nur nach London, Paris oder Mailand. Gleichzeitig pflegte Konrad in diesen
Städten seine Kundenkontakte.
Die nicht ganz
planmässige Schwangerschaft von Claudette rückte nun die Familienplanung in den
Vordergrund. In einer besseren Vorortsgemeinde kauften sie sich ein neueres
Landhaus mit 1750 m2 Umschwung. Das Grundstück grenzte an die
Landwirtschaftszone. Der Pool von 5 x 15 Meter war zwar in Konrads Vorstellungen etwas zu klein
ausgefallen, aber das war ja noch Ausbau fähig.
Das Haus kam nur auf den Immobilienmarkt, weil der Vorbesitzer, der
Eigentümer eines Baustoffhandels, in Insolvenz ging. Leider hatte der gute Mann
die Immobilie als Firmenvermögen erfasst.
Der Familienplanung
entgegen stand auch Konrads AUDI R8 GT Spyder, den er sich von der letzten Boni
geleistet hatte. Ein Kinderwagen passte da eben schlecht hinein und mit offenem
Dach würde sich der oder die Kleine dann wohl zu leicht einen Schnupfen holen. Aber
schliesslich gab es von dieser Marke auch noch einen geräumigen Kombi mit fast
derselben Motorisierung. Damit war auch in diesem Bereich der Prestige Verlust
nicht all zu hoch.
Als die
Neuigkeit des bevorstehenden Familienzuwachses die Eltern Stächelin und
Dietrich erreichten, setzten sie sich unverzüglich miteinander in Verbindung,
um die Hochzeit ihrer Kinder zu planen. Mit etwas Termindruck könnte das Baby
dann noch als Frühgeburt „deklariert“ werden. So könnte man dem Gerede doch
etwas vorbeugen. Einer Blitzplanung war es zu verdanken, dass Konrad und
Claudette einen Monat danach in der Margarethenkirche heirateten. Das
anschliessende Fest feierte man dann im Weiherschloss Bottmingen.
Es war ein
gelungener Anlass. Die Braut in einem wunderschönen, weissen Seidenkleid mit
einer Schleppe mit St. Galler Stickereien. Der Bräutigam im britischen Cutaway
mit Melone. Bloss die Aussage von Herrn Dietrich an der Festrede: „ Man sei jetzt wieder im
Fahrplan“, wussten nicht alle Hochzeitsgäste zu deuten.
Das nächste
Weihnachtsfest feierten die Dietrichs
und die Stächelins gemeinsam. Konrad durfte wieder einmal das Oratorium BWV 248
auf dem Klavier spielen, das immer noch im Wohnzimmer der Dietrichs stand. Wenn
das die selige Frau Dupont gehört hätte,
sie hätte sich im Grabe umgedreht. Zu Konrads Verteidigung sagte Frau Dietrich,
dass das Klavier schon seit einigen Jahren nicht mehr gestimmt worden sei und
die Töne der Tasten deshalb vielleicht nicht mehr am selben Ort waren wie
früher.
Der erste
Ultraschall beim Frauenarzt brachte eine deftige Überraschung an den Tag.
„Wollen Sie wissen, was es wird Frau Stächelin-Dietrich?“ fragte der
Frauenarzt. Natürlich wollte Claudette wissen, ob es ein Bub oder ein Mädchen
wird, könnte man sich dann doch schon für den Kleiderkauf und die Farbwahl der
Möblierung des Kinderzimmers vorbereiten. Der Gynäkologe grinste verschmitzt.
„Dr Batze und’s Weggli! Auf Deutsch, ich sehe ein Büblein, das ein Schnidelein
hat und ein Mädchen eben ohne dieses Teil“. Auch das noch, dachte sich
Claudette, wäre eines nicht schon genug gewesen, in dieser Zeit, wo sie und
Konrad auf den Zenit ihrer Karrieren zu steuerten?
Konrad nahm die
Neuigkeit beim Abendessen mit versteinerter Miene entgegen. Das Stück
Rindsfilet, das er sich vorher in den Mund geschoben hatte, blieb ihm fast im
Hals stecken. „Suuper, das haben wir ja gut gemacht und nur weil du die doofe
Pille wegen deinen Pickeln im Gesicht absetzen wolltest“. Der Abend konnte
trotz Kerzenlicht und gedämpfter Kammermusik von Chopin nicht mehr gerettet
werden. Die Karriereplanung kollidierte nun vollends mit der Familienplanung
von den Stächelin-Dietrichs oder halt Dietrich-Stächelins.
Claudettes Bauch
wuchs nun sichtlich jeden Tag um ein paar Zentimeter, was wenigstens die beiden
werdenden Grossmütter freute. Hatte man doch schon so lange auf Enkelkinder
gehofft. Claudette wollte so lang als möglich ihrer Arbeit im Departement
nachgehen und nach der Geburt so schnell wie möglich wieder ins Amt
zurückkehren. Zu viel würde sonst an ihr vorbei laufen, das hatte sie mit der
Familie bereits besprochen. Auch hatte man sich bereits nach einer
Kindertagesstätte umgesehen, die Zwillinge betreuen würde.
Es war etwa in
der 29. Schwangerschaftswoche, Konrad war gerade für 3 Tage an einem Meeting in
Brüssel, als Claudette kurz vor
Mitternacht von starken Bauchschmerzen geplagt wurde, welche immer stärker
wurden. Nicht jetzt, stammelte sie immer wieder, bloss nicht jetzt. Auf dem
Gang zur Toilette merkte sie plötzlich, dass es ihr nass an den Innenseiten
ihrer Oberschenkel herunterlief. – Jetzt war alles klar, es war jetzt!!!
Claudette fuhr
mit dem Taxi in die Universitätsklinik, wo sie nach einem kurzen Eintrittsgespräch
mit einem Spitalbett in den Gebärsaal geschoben wurde. Die Schmerzen waren fast
unerträglich, deshalb wurde Claudette schnell mal ein Venenzugang gelegt, in
den man ihr Schmerzmittel und andere Medikamente verabreichte. Die Schmerzen
liessen nach und Claudette sah alles verschwommen wie durch eine Weichzeichner
Linse. Plötzlich standen da drei Ärzte in weissen Kitteln und mit Mundschutz an
ihrem Bett. „Es gibt Komplikationen Frau Stächelin. Wir müssen die Geburt
mittels Kaiserschnitt vornehmen“. Claudette nickte und schlief dann ein. Die
Narkoseschwester hatte ihr eine volle Ladung Trapanal verabreicht.
Am nächsten
Morgen kam Claudette im Aufwachraum wieder langsam zu sich. Konrad, der mit der
ersten Maschine von Brüssel zurückgeflogen war, stand an ihrem Bett und hielt
ihre Hand. Er schaute sie mit ernster Miene
an und sagte leise: „Es sind drei, drei, Gottfriedstutz!“ Die drei Frühchen erholten sich gut und
konnten nach vier Wochen das Spital verlassen.
Ein kleines Missgeschick war am Abend der Geburt passiert. Als die
Hebamme den Namen der Kinder wissen wollte, antwortete Claudette, die schon im
Trapanalnebel hing nur mit: „Boni, Malus, Saldo, Cash, Budget usw.“ Das Mädchen
hiess nun Boni und die beiden Buben Malus und Saldo. Eigentlich ganz nett und
alle konnten sich die Namen merken, obschon sie nicht auf der Jahresbestenliste
der beliebtesten Vornamen erschienen.
Im Landhaus nahm
man nun noch einige organisatorische Raumplanungsänderungen vor. So legte man
die Bürozimmer von Claudette und Konrad zu Gunsten eines zusätzlichen
Kinderzimmers zusammen. Das entsprach zwar nicht ganz den Vorstellungen der
beiden, weil es doch einschneidend in die Persönlichkeits Sphäre eines jeden
war. Weil Konrad auch immer öfters Privatkunden bei sich zuhause empfing, legte
er sehr viel Wert auf ein Büro, in dem er auch seinen Kunstgeschmack zeigen
konnte. Er hatte sich ja nicht umsonst einige Bilder von Roy Lichtenstein und
Amedeo Modigliani an der letzten Art gekauft. Gerade mit den ausdrucksvollen
Bildern „Nudo disteso“ und „Cariatide“ von Modigliani konnte Claudette nicht
viel anfangen. Die Bilder wurden also zeitweise von der Hausherrin mit Werken von Hans de Beer ersetzt.
Claudette nutzte
den Mutterschaftsurlaub mit Rückbildungsgymnastik und joggen. Frau wollte ja
möglichst schnell wieder in die Designerkleidchen passen. Auch schaute sie drei
bis vier Mal die Woche bei ihrem Amt vorbei, sie wollte ja schliesslich am Ball
bleiben. Nach zwei Wochen gab sie auch das mühsame Stillen auf. Es gab ja für jedes
Alter und Gewicht der Kleinen die richtige Nahrungszusammensetzung für Babys.
Da die Grossmütter mehrheitlich auf die Drillinge schauten, war das die
perfekte Lösung.
In den folgenden
Jahren waren alle stark gefordert. Claudette mit der Dreifachbelastung von
einer 100 % erwerbstätigen Mutter und Hausfrau und Konrad mit den vielen
Auslandreisen, die Kleinkinderzieherinnen und Erzieher, der Kindertagesstätte
Hoseschisser mit den Drillingen. Die fürsorglichen Eltern von Boni, Malus und
Saldo hatten explizit dieses Tagi ausgesucht, weil es das einzige war, das die
Kinder dreisprachig aufwachsen liess. Nebst Deutsch und Englisch lernten die
Drillinge auch noch Chinesisch, was gewissermassen zur Welthandelssprache
Nummer 2 werden sollte.
Bald schon war
der Zeitpunkt der Einschulung für die Kinder gekommen. Da es aber keine Schule
im Kanton gab, die dem Anforderungsprofil der hochbegabten Kinder entsprach,
beschloss man, dass sie wohl besser in einem Internat aufgehoben wären. Boni
durfte in ein christliches Internat im Berner Oberland, weil sich dies am
besten eignete. Die beiden Knaben gingen ins Institut Montana auf den
Zugerberg. Das Institut bot eine zweisprachige Primarschule in schönster Lage
an. Das Ganze war nicht gerade billig, es war aber für alle die beste Lösung,
darin waren sich Konrad und Claudette einig.
Konrad hatte nun
vermehrt Kunden aus diktatorisch regierten Ländern, die ihr Vermögen sicher
anlegen wollten. Auch nahmen Leute aus Venezuela, Paraguay, Mexiko, Haiti,
Costa Rica, USA, Nigeria, Russland usw. seine Dienste als seriösen
Anlageberater in Anspruch. Die Geschäfte verliefen hervorragend und brachten
auch der Bank einen Kapitalgewinn, wie sie ihn seit Jahren nicht mehr hatte.
Die
Bankenaufsichts Behörde hatte auch dieses Jahr keine Unregelmässigkeiten bei
der Bank feststellen können. Dies bestätigte Claudette, als sie ihren Bericht
an der Delegiertenversammlung vorlas.
Die Jahre
vergingen und das Leben der Familie Dietrich-Stächelin las sich wie ein
Kitschroman. Die Kinder hatten inzwischen alle nach ihrer Internatsmatur ein
Studium abgeschlossen und standen auch finanziell auf eigenen Füssen. Boni
arbeitete in Neuseeland als Meeresbiologin, Saldo hatte eine Kunstgalerie in
Miami und Malus leitete die erste Aldi-Filiale, die nach Kuwait expandiert
hatte.
Bei einem
gemütlichen Abendessen mit Kerzenlicht und dezenter klassischer Musik meinte
Konrad zu Claudette, es wäre Zeit, etwas kürzer zu treten. Jetzt wo man wieder
Zeit für sich hatte. Den Lebensabschnitt „Kinder“ hätten sie ja mit hohem
sozialem und finanziellem Aufwand bestens gemeistert. So beschlossen sie an
diesem Abend, dass sie beide bei ihrem Arbeitgeber ein Gesuch für
Teilzeitarbeit einreichen würden.
Zu ihrem
Erstaunen wurden beide bewilligt. Beim Kanton Basel-Stadt ist Teilzeitarbeit
sowieso immer möglich. Konrads Bank stimmte zu, weil sie an ihrer letzten
Strategieplanung unter anderem auch eine Kaderverjüngung als Hauptziel setzte.
Den nächsten
Lebensabschnitt stellten die beiden voll unter das Motto „Born to be free“. Sie
wollten alles Wilde nachholen, was sie bis jetzt verpasst hatten. Der
Dreieckraster passte: (Freiheit, Finanzen, Power). Am darauffolgenden Freitag
fuhr Konrad ins Kleinbasel. In einem Tattoo-Studio in der Kleinhüningerstrasse
liess er sich einen Totenkopf mit Schlange auf den rechten Oberarm tätowieren,
darunter den Schriftzug ihres neuen Lebensmottos: „Born to be free“. Zwei klobige
Silberringe, einer mit einem Drachen, der andere mit einem Adlerkopf und ein
Armband aus Alligatorenleder hatte er sich im Studio auch noch gekauft. Nun
konnte der neue Lebensabschnitt beginnen.
In den folgenden
Wochen organisierte er dank guten Beziehungen einen neuen Fahrausweis, weil der
alte scheinbar abhandengekommen war. Der Neue hatte aber seltsamerweise einen
Stempel mehr – nämlich in der Kategorie A.
Am Wochenende
war Tag der offenen Tür bei Fritz Erlacher Moto Tuning. Erlacher präsentierte
seine neusten Motorradmodelle, dazu gab es auch noch Austern und Champagner.
Die Preise bei Erlachers handgefertigten Custom Bikes fingen bei zirka 70‘000
Franken an, deshalb hatte er auch eine spezielle Kundschaft wie
Gewerbetreibende, Ärzte, Juristen, Banker und auch Leute, bei denen man nicht
so recht wusste, wie sie ihr Geld verdienten.
Mit einem Glas
Champagner in der Hand schlenderten Konrad und Claudette durch die
Ausstellungshalle. Sämtliche Modelle waren Unikate und trugen Namen wie Black
Tiger, Ghost Rider, Pitt-Bull, Nock-Out-Fighter, Power-Dream usw. Ein Modell stach Konrad speziell in die
Augen: Ride to Hell. Mit einem 1800 ccm S&S Shovel mit Kompressor, NOS
Lachgaseinspritzung. Full Automatic Air ride System und einer Bereifung von 130/60/18 vorne und 300/35/18 hinten. Die
Airbrush-Arbeiten auf Ride to Hell zeigten
Szenen aus der Unterwelt und waren in dunkelrot und schwarz gehalten.
„Was für ein Motorrad“, sagte Konrad. Claudette gefiel eher Blue-Sea Dream, das
Modell mit Palmen, Strand und springenden Delfinen im Hintergrund. Eher ein
Frauenbike, meinte Konrad. Blue Sea
Dream würde auch weniger zu seinem Tattoo und seinem Stil passen. Der
Kaufvertrag für Ride to Hell wurde noch am selben Abend unterzeichnet.
Claudette durfte
sich dafür im Shop von Erlacher eine Lederkluft aussuchen. Sie wählte eine
Ziegenlederhose mit Fransen, dazu passend die Jacke mit eingestickten
Engelsflügeln und einem Skorpion Stachel auf dem Rücken. Der Schriftzug „Bad
Angel“ in gotischen Buchstaben stand darunter. Die Stiefelchen mit hohen
Absätzen und Sporen rundeten das Outfit ab.
Nun war Konrad
an der Reihe. Er entschied sich für eine Jacke aus Büffelleder mit breiten
Schulterpolstern, auf dem Rücken war ein Büffelschädel eingestickt, einen coolen
Gurt mit Zündkerzen, den der modebewusste Biker nicht um die Hüfte sondern über
die Schulter trug, Crossstiefel, die vorne und hinten mit Eisenplatten
beschlagen waren und einen Helm mit aufgeschweisstem Ritzel-Kamm und
Antriebsketten!
Alles in allem
zeigte die Kasse unter Total einen 6stelligen Betrag an. Konrad steckte seine
Kreditkarte in den Schlitz mit der Bemerkung, das war wohl das Trinkgeld der
letzten Transaktionen von … Um unnötigen Gerüchten vorzubeugen, sprach er nicht
weiter. Die 10 Prozent Ausstellungsrabatt, die ihm Fritz Erlacher gab, spendete
er grosszügig für ein Kinderhilfswerk für Kriegsgeschädigte Minenopfer.
Das habe aber
keinen Zusammenhang mit seiner vorherigen Bemerkung, betonte Konrad. Claudette
stieg die Schamröte ins Gesicht, worauf sie verlegen auf die Seite schaute. Das
musste nun wirklich nicht sein, dachte sie. Konrad hätte ja den Spendenbetrag
auch der Schweizerischen Berghilfe oder Greenpeace zukommen lassen können.
Schliesslich ging es ihm sowieso nicht um etwas Wohltätiges zu tun, sondern nur
um den Steuerabzug Ende Jahr.
Konrad machte mit Erlachers Mechaniker ab, dass Ride to
Hell am nächsten Samstag geliefert würde. Im Preis enthalten war auch noch eine
Fahrinstruktion, denn das richtige Bedienen der NOS-Anlage war nicht ganz ohne.
Immerhin erreichte man mit dem Einspritzen des Lachgases eine
Leistungssteigerung von fast 100 %.
Während Konrad
an der Fahrinstruktion war, hatte Claudette einen Termin bei der Kosmetikerin.
Die Falten um die Augen und den Mund liessen sich aber auch mit einer
Biogurken-Honigjoghurt-Maske nicht ganz entfernen. Immerhin verstand es die
Kosmetikerin mit einem Permanent Make-up, die müde wirkenden Augen etwas
aufzupeppen.
Am Abend luden
Dietrich-Stächelins zu einer Sommernachtsparty. Man hatte den Garten dekorieren
lassen und eine Cateringfirma sorgte für das leibliche Wohl der vielen Gäste.
Ein grosses Buffet, ein Grill und ein Smoker liessen keine kulinarischen
Wünsche offen. Eine aus Politik und Wirtschaft bunt gemischte Gästeschar
wartete kurz vor Mitternacht auf das streng geheim gehaltene Highlight dieses
Abends.
Konrad bat seine
Gäste, sich vor den verschlossenen Garagenboxen aufzustellen. „Nun darf ich
euch unser neues Familienmitglied vorstellen“. Er öffnete die Tür zur linken
Garage und sagte: “Voilà! Ride to Hell“. Das Motorrad stand auf einem kleinen
Podest und war von etwa zwanzig Scheinwerfern beleuchtet. „Ab jetzt geniessen
Claudette und ich die absolute Freiheit“, dabei krempelte er sich sein T Shirt
hoch und zeigte seinen rechten, tätowierten Oberarm. Ein Raunen ging durch die
Menge. Jedoch wusste keiner so genau, ob es vor Bewunderung oder Mitleid war.
Nun wussten also alle, was mit den beiden in Zukunft abgehen würde.
Die ersten paar
Ausfahrten mit der „Höllenmaschine“ waren eher friedlich. Konrad beschränkte
sich aufs Cruisen und getraute sich nicht so richtig, seine NOS Anlage zu
aktivieren. Wer wild und frei ist, sollte eigentlich auch unter freiem
Sternenhimmel schlafen, meinte er eines Nachts zu Claudette. „Das können wir
dann ja einmal machen“, meinte Claudette. Diese Antwort war ein eindeutiges
Zeichen für Konrad. Er fuhr schon am nächsten Tag zu Adventure World und kaufte
zwei Outdoor Schlafsäcke. Weil Ride to Hell keinen Gepäckträger hatte, fixierte
man die Schlafsäcke mit einem Gummizug an der Vorderradgabel. Das sieht
wahnsinnig cool aus, Peter Fonda und Dennis Hopper hatten das 1969 in „Easy
Rider“ schon gemacht, dachte Konrad. Insider wissen natürlich, dass man zu Easy
Riders Zeiten den Schlafsack an der Rückenlehne befestigt hatte, aber Ride to
Hell hatte ja keine Rückenlehne.
Das erste
Wochenende unter dem neuen Lebensmotto stand vor der Tür. Dank ihres 80 %
Arbeitspensum konnten die beiden schon am Freitagnachmittag losfahren. Zuerst
drehten sie drei Runden um den Barfüsserplatz, dann hinüber ins Kleinbasel,
Rheingasse, Lindenberg,
Riehentorstrasse, Hammerstrasse, Klingentalstrasse, Untere Rheingasse und dann
über die Mittlere Rheinbrücke zurück ins Grossbasel. Nun hatten sie hoffentlich alle gesehen, die
an diesem Freitag in der Stadt waren. Konrad fuhr dann zum Italiener. Giovanni
Grisini hatte eine Pizzeria in einer Vorortsgemeinde direkt an der
Hauptstrasse. Der grosse Parkplatz vor der Gartenwirtschaft lockte besonders
die motorisierte Kundschaft an. Konnte man doch beim Schlemmern sein Gefährt
immer im Augenwinkel haben. „Ride to Hell“ stiess auf grosses Interesse, so
gross, dass Konrad und Claudette beschlossen, nach der Pizza noch ein Tiramisu
und einen Coretto zu nehmen. Vor dem Einnachten machten sie sich dann auf den
Weg nach Hause. „Wir können ja Morgen draussen schlafen, denn es könnte heute
Nacht ein Gewitter geben“, meinte Konrad.
Nach dem
Frühstück am späten Samstagmorgen fuhren sie noch einmal ihre Aufwärmrunde, 3
Mal Barfi, Klingeli usw., dann ging es Richtung Schwarzwald: Wiesental, Alptal,
Bärental, lauter schöne Motorradstrecken. Dann war da dieses Schild: Höllental.
Konrad drehte wie besessen am Gasgriff, während Claudette von hinten schrie: „
Fahr nicht so schnell“! Konrad bemerkte nicht, dass sich durch die Vibrationen
der Gummizug von den Schlafsäcken gelöst hatte und sich am Drehrad der NOS
Anlage verfing. Das andere Ende des Gummis verfing sich an einer Speiche des
Vorderrades. Dann begann der Ride to Hell. Mit 200 Km/h in die nächste Kurve,
über die Strasse hinweg, an zwei Tannen vorbei geradewegs in die Schlucht. Sie
waren im Höllental. Im Talboden öffnete sich eine Felsformation. Konrad,
Claudette und Ride to Hell verliessen das irdische Dasein. Sie waren in der
Unterwelt angekommen. Leise zischte das letzte Lachgas aus Ride to Hell und der
Motor starb langsam ab. Übrig blieb ein Haufen Schrott, der auf dem kargen,
felsigen Boden lag. War’s das? Konrad schaute sich um. Es war eine unendliche
Grotte, die überall in die Dunkelheit führte.
Konrad sah den
Diktator, mit welchem er so manches Geschäft getätigt hatte. Der Diktator
war in einem Käfig mit eisernen Gitterstäben, der an einer Kette an der Decke
hing, eingesperrt. Darunter brodelte ein Salzsäurebad, dessen gelbe Dämpfe
langsam nach oben stiegen. Der Diktator klammerte sich an den Gitterstäben fest
und röchelte vor sich hin: „Ich habe doch gar nichts getan“.
Da war auch der
pädophile Kinderschänder. Ihm wuchsen am ganzen Körper und auch im Gesicht
kleine Penisse und Vaginas. Die Geschlechtsteile waren alle entzündet und eiterten
sehr stark. Mit schmerzverzehrtem Gesicht meinte er: „Ich hab doch gar nichts
getan“.
In einer
Ecke sass auf einem Pilotensitz ein
junger, bärtiger Mann mit einem Fünfpunktsicherheitsgurt festgebunden und die
Hände zum Gebet zusammen genäht. Auf seiner Stirn hatte ihm jemand das Datum
11. September 2001 eingebrannt und auf der rechten Wange stand WTC. Sein
Pilotensitz war mit elektrischen Leitungen verbunden, durch die alle 10 Minuten
ein Stromstoss geleitet wurde. Nach jedem Stromstoss sagte er: „Ich habe doch
gar nichts getan.“
In einer anderen
Ecke stand ein Aquarium, in dem ein Mann auf den Zehenspitzen stand. Seine
Hände waren auf dem Rücken zusammen gebunden. Das Wasser stand ihm bis zum
Kinn. Aus einer Wasserleitung, die oben am Aquarium vorbei führte, tropfte es
auf seinen Kopf und mit jedem Tropfen füllte sich das Becken ein wenig mehr.
Auf einem Schild, das an seinem mit Epauletten
geschmückten weissen Hemd hing, stand „Capitano“. Bei jedem Tropfen murmelte er: „Io fatto niente.“
In der
Dunkelheit der Grotte konnte Konrad nur schemenhaft das eine oder andere
Gesicht erkennen, welches er von früher kannte. Jeder stammelte vor sich hin:
„Ich habe ja gar nichts getan.“ „Ich habe ja gar nichts getan“ tönte es auch
ganz nah an Konrads rechtem Ohr. Es war Claudette, die auf Konrads Schulter
sass und sich in eine Flugechse verwandelt hatte. Konrad indessen konnte sich
in der Gestalt eines Schrottkriegers namens Koordi erkennen. „Ich habe doch gar
nichts getan.“ Erst jetzt merkten Koordi und Claudette, dass sie in ihrem
irdischen Leben vieles falsch gemacht hatten und was für Folgen, das hatte.
„Ich möchte noch mal zurück und alles anders machen“, meinte Konrad zu
Claudette. Sie erwiderte: „Das möchte ich auch. So schlecht sind wir doch nicht
oder?“
Es gab kein
Zeitgefühl in der Unterwelt. Keiner wusste, wie lange sein Leidensweg dauerte.
Keiner wusste, wann er seine Sühne abgesessen hatte. Und dann? Koordi stand mit
Claudette in der Mitte der Grotte und schaute auf die Stelle, durch
die sie vor einiger Zeit heruntergekommen waren. „Ich möchte so gerne an
Weihnachten für meine ganze Familie das Oratorium BWV 248 auf dem Klavier
spielen.“ „Und ich würde Weihnachtsguetzli backen und eine Geschichte
vorlesen“, fügte Claudette hinzu. „Wir würden auch…“ In diesem Moment trat ein
Lichtstrahl aus der Decke, der direkt auf die beiden fiel. Ein Wirbel aus
elektromagnetischer Energie, der sich aus dem scheinbaren Nichts aufgebaut
hatte, nahm Besitz von ihren eisernen Körpern und riss sie aus der Tiefe
hinauf. Mit Lichtgeschwindigkeit durchbrachen sie die Gesteinsschichten und
Hohlräume der Deep Heat Mining, das Projekt der Geopower Basel AG, das einst
kläglich scheiterte, doch jetzt wenigstens zu ihrem Gunsten war. Die
aufgesprengten Hohlräume, die damals zu Erdbeben führten, eigneten sich bestens
zum Durchfliegen. Das war die Erdkruste, dachte Koordi, als es auf seinem Helm
so richtig krachte.
Der Nebel,
welcher sie umgeben hatte, lichtete sich langsam. Koordi und Claudette befanden
sich in einem Vorgarten eines Hauses im Schäferweg, unweit des ursprünglichen
Bohrlochs vom Deep Heat Mining. Beim Austritt aus der Erde erstarrten ihre
glühenden, eisernen Körper.
Koordi und
Claudette sind auch heute noch an diesem Ort, als Mahnmal für eine Zeit, in der
doch keiner was getan hatte.
In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten!
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